- römische Mathematik.
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Das Interesse der Römer für Mathematik resultierte hauptsächlich aus deren Anwendungsmöglichkeiten. Die Römer übernahmen das altitalische Ziffernsystem (römische Ziffern); das tägliche Rechnen wurde auf dem Abakus und unter Verwendung von Hilfstafeln ausgeführt. Das Bruchrechnen beschränkte sich gemäß der Münzteilung auf duodezimal erfassbare Unterteile. Abgesehen vom Geschäftsleben wurden mathematische Kenntnisse bei Erbteilungsfragen benötigt. Auch in der Feldmesskunst (Agrimensoren) begnügten sich die Römer mit eher geringen theoretischen Kenntnissen, die in einigen Fragmenten von Varro überliefert sind. Bei großen Aufgaben wie der von Caesar angeordneten, aber erst 37-20 v. Chr. unter der Leitung von Marcus Vipsanius Agrippa durchgeführten Reichsvermessung wurden vermutlich alexandrinische Hilfskräfte eingesetzt.In der späteren Kaiserzeit gelangten Rudimente der griechischen Mathematik über das Quadrivium in den allgemeinen Bildungsgang der Artes liberales, zunächst stark beeinflusst durch die Neupythagoreer. Die schon unter ostgotischer Herrschaft lebenden, griechisch gebildeten Römer Boethius und Cassiodor verfassten entsprechende Lehrschriften, die für die Übermittlung von Resten der antiken Bildung an das abendländische Mittelalter von Bedeutung waren.H. Gericke: Mathematik in Antike u. Orient (Neuausg. 1992).
Universal-Lexikon. 2012.